not just sad.

Es ist der 20. Februar 1999. Die 28-jährige britische Schriftstellerin und Regisseurin Sarah Kane wird tot in ihrem Zimmer in einer Londoner Klinik aufgefunden. Sie hat den langen Kampf gegen Depressionen und andere psychische Krankheiten endgültig verloren und sich erhängt.

Am 23. Juni 2000 wurden ihre Notizen aus eben dieser Klinik unter dem Titel „4.48 Psychosis“ in London uraufgeführt. Das Stück ohne Spielfiguren oder Regieanweisungen zeigt auf faszinierend rohe Weise die Gefühlswelt des Ausnahmetalents Kane in all ihren Höhen und Tiefen, die auch die lange Liste an Medikamenten nie ganz eindämmen konnte:

„Um 4 Uhr 48, wenn die Klarheit vorbeischaut für eine Stunde und zwölf Minuten, bin ich ganz bei Vernunft. Kaum ist das vorbei, werd ich wieder verloren sein, eine zerstückelte Puppe, ein absurder Trottel.“

Die Band Illusive Light im Jahr 2015 / Foto von: Valentin Schmitt Fotografie

Neben Sarah Kanes Stück und Textelementen von Alexandra Ranner spielt das Album „Insight“ der Münchner Band „Illusive Light“ eine wichtige Rolle.

Die Band, die sich aus Mathias Rehfeldt, Ludwig Böss, Maximilian Höcherl, Sascha Brumm und Adrian Ziegert (im Bild v.l.n.r.) zusammensetzt, produzierte im Jahr 2015 ihr bis heute einziges Album, das jedem der Künstler aus verschiedensten Musikrichtungen seinen eigenen Freiraum zur Entfaltung lässt. Dadurch können die vielen verschiedenen Einflüsse nahtlos miteinander verschmelzen.

Das Album umfasst 8 Songs mit ca. 34 Minuten Spielzeit und wird in seiner Gesamtheit in Absprache mit der Band auf der Bühne genutzt und somit bewusst intakt gelassen.

Jedes Song wird dabei individuell in die jeweilige Szene eingebunden, trägt diese auf ganz eigene Weise und gibt im Zusammenspiel mit Choreografie und Text nochmal eine ganz neue Ebene zum Stück und den durchlebten Gefühlen.

Genau an dieser Schnittstelle zwischen der bewegenden, chaotischen Arbeit von Kane und dem hochkonzeptionellen, ausdrucksstarken Schaffen von Illusive Light stehen nun wir, die Mitglieder der Dramatischen Gestalten. Auf Grundlage dieser persönlichen Einblicke in das Schaffen der genannten Künstler haben wir uns dazu entschlossen, das Stück not just sad. zu entwickeln.

Geleitet von Erfahrungen aus erster und zweiter Hand im Feld der psychischen Krankheiten wird dieses neue Projekt nicht darauf abzielen, den Zuschauer abzuschrecken und die Erlebnisse auf verstörende Weise zur Schau zu stellen. Stattdessen soll das Publikum mitgenommen werden auf eine Reise durch intime Gedankengänge, geleitet von einer Gruppe aus Schauspielern, die sich gegenseitig vertrauen und sich ihrem Gegenüber – Spieler wie Zuschauer –  bedingungslos öffnen.

In diesem Stück wagen wir somit eine Reihe ungewohnter Dinge: Originaltexte von uns verfasst, Gruppenimprovisation, der thematische Umgang mit psychischen Krankheiten in einer ernsten Inszenierung und vorallem die Orientierung an & Verwendung von einem gesamten Album.
Wir bleiben uns jedoch auch in vielen Dingen treu: wir setzen auf Körperlichkeit, große Bilder, Nähe zum Zuschauer und vorallem der Entstehung eines Projekts, in dem jeder Einzelne seine persönlichen Erfahrungen und Talente einbringt, wodurch ein großes Ganzes entsteht.

Wir wollen damit nicht nur die Arbeit der genannten Künstler weitertragen, sondern auch den Dialog um die häufig totgeschwiegene Thematik der psychischen Krankheiten weiter vorantreiben. Außerdem haben wir uns dazu entschlossen, einen Teil unseres Gewinns aus den Aufführungen an Einrichtungen zur Hilfe von psychischen Krankheiten zu spenden.

Weitere Informationen zum Stück:

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